- jugoslawische Musik.
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Die Musik des ehemaligen Jugoslawien wurde von vielfältigen Einflüssen geprägt, die sich aus der wechselvollen Geschichte der im jugoslawischen Bundesstaat zusammengeschlossenen Völker erklären. Die Volksmusik ist reich entwickelt, meist bestehen Zusammenhänge mit der Musik jeweils benachbarter Länder (so in den südlichen Gebieten mit der Musik des Orients). Es werden u. a. Dur- und Molltonarten sowie Kirchentöne benutzt. Teils überwiegt das Volkslied (Kinder-, Liebes-, Arbeitslieder), teils der Volkstanz (weit verbreitet der Kolo). - Besonders in Serbien wurden lange Zeit Gesänge (Heldenepen) zur Gusle gepflegt. In Slowenien zeigt sich als Besonderheit eine Neigung zu mehrstimmigen Gesängen von melancholischer Stimmung.Kunstmusik:Dank seiner politischen Vormachtstellung im westlichen Balkanraum entwickelten sich in Serbien seit dem 12. Jahrhundert an den Feudalhöfen Kulturzentren mit Musikpflege (Quellen sind nur wenige erhalten). Instrumente waren u. a. Gusle, Gajde und Tambura. Serbisch-orthodoxe Kirchengesänge sind in byzantinischer Notation überliefert; von Kir Stefan Srbin (15. Jahrhundert) ist eine »Psaltikija« (Sammlung von Kirchenliedern) bekannt. Die türkische Herrschaft (14./15. Jahrhundert.-Anfang 19. Jahrhundert) bereitete der weiteren Entwicklung der Kunstmusik bis auf die Musikpraxis der Guslaren ein Ende. - Aus dem mittelalterlichen Kroatien und Slowenien sind Kirchengesänge erhalten. Der Protestantismus brachte in Slowenien eine Blütezeit des Kirchenliedes. Im 17. und 18. Jahrhundert verstärkte sich die Pflege weltlicher Musik. Bedeutende slowenische Komponisten waren Isaac Posch (✝ 1622), Gabriel Plavec (* um 1590, ✝ 1641), J. B. Dolar (* um 1620, ✝ 1673), Janez Berthold von Höffer (* 1667, ✝ 1718), Francesco Pollini (* 1762, ✝ 1846). In Dalmatien komponierten im 17. Jahrhundert die von Italien beeinflussten Julius Schiavetto (✝ 1564/65) und Ivan Lukačić (* 1587, ✝ 1648). - Im 19. Jahrhundert entfaltete sich eine nationale serbische Romantik mit Kornelije Stanković (* 1831, ✝ 1865), Josif Marinković (* 1851, ✝ 1931), Stevan Mokranjac (* 1856, ✝ 1914), Stanislav Binički (* 1872, ✝ 1942). Im kroatischen Zagreb wirkten im 19. Jahrhundert u. a. Vatroslav Lisinski (* 1819, ✝ 1854) und Ivan Zajc (* 1832, ✝ 1914), in Slowenien etwas später Gojmir Krek (* 1875, ✝ 1942), Emil Adamič (* 1877, ✝ 1936) und Anton Lajovic (* 1878, ✝ 1960).Nach der Konstituierung des Staates Jugoslawien 1918 wurden zahlreiche Musikinstitutionen gegründet (Musikschulen und -akademien, Opernhäuser, Orchester). Komponisten des 20. Jahrhunderts sind u. a. Petar Konjović (* 1883, ✝ 1970), Fran Lhotka (* 1883, ✝ 1962), Stevan Hristić (* 1885, ✝ 1958), Jakov Gotovac (* 1895, ✝ 1982), Marij Kogoj (* 1895, ✝ 1956), Slavko Osterc (* 1895, ✝ 1941), Josip Slavenski (* 1896, ✝ 1955). Zur Avantgarde zählen Primož Ramovš (* 1921), Milko Kelemen (* 1924), Ivo Malec (* 1925), Vinko Globokar (* 1934) und Zoran Hristić (* 1938); einige leben im Ausland.J. Andreis: Music in Croatia (a. d. Serbokroat., Zagreb 1974);D. Cvetko: Musikgesch. der Südslawen (1975).
Universal-Lexikon. 2012.